Vivienne Westwood & Val Garland

Ausdrucksstarkes Makeup, subversive Sensibilitäten und das Klima mit Mode zu retten, machen Vivienne Westwoord und Val Garland zu Legenden

Made for Fashion bringt führende Modedesigner und Makeup Artists für ein Gespräch über Kreativität, Zusammenarbeit und Catwalks zusammen

Niemand hat mehr dafür getan, um die Mode umzuwälzen als Vivienne Westwood. Als wahre Anarchistin setzt sie seit den 70er Jahren politische Statements, als sie das Epizentrum von Londons aufrührerischer Punkszene war und ihre von Fetischen und BDSM inspirierten Designs an ihren späteren Partner (und Sex Pistols Manager) Malcolm McLaren und seine berühmte Boutique SEX zu verkaufen begann. Ihre Arbeit inspirierte die neue Welle der Jugendkultur dieser Ära, aber es war ihr furchtloser Ansatz das System herauszufordern, der ihr die Aufmerksamkeit ihrer Generation einbrachte. Heute, in ihren 70ern, bezieht sie nach wie vor die Macht der Mode mit ein, um kulturelle Veränderung in Gang zu bringen.

Für diese Saison entdeckte Westwood die Unterwelt von Venedig im 12. Jarhundert, wo die Menschen in einer Nacht des Jahres verkleidet in den engen Gassen waren und dem Exzess frönten, damit ihnen ihre Sünden erlassen würden. Wenn Westwood sich auf diese historische Stadt und die Gefahren des steigenden Meeresspiegels konzentriert, hofft sie die Aufmerksamkeit auf die Effekte des Klimawandels zu lenken.

Seit einer Dekade arbeiten Westwood und ihr Ehemann und Design-Partner Andreas Kronthaler mit der außergewöhnlichen Makeup Artistin Val Garland zusammen, die die subversiven Sensibilitäten der Brand teilt. Wenn man das Gesicht als Leinwand betrachtet, so stand die Saison Frühling/Sommer 2016 für extreme Transformationen: Neonfarbige Augenbrauen und blutrote Gesichter. Hier diskutiert das Trio über Punk Ideale, wie man die Gesichter der Models mit Dreck besprüht und warum sie immer auf Individualismus setzen...

Val: Ich mochte es immer Regeln zu brechen. Ich schätze es liegt daran, dass ich, als ich noch ein Punk, ein Skinhead oder ein New Romantic war, immer verschiedene Arten von makeup getragen habe. Ich meine, ich war jeden Tag eine andere Person und es hat mir so viel Spaß gemacht! Der später Alexander McQueen sagte immer: "Schönheit ist überall. Selbst im Makaberen." Was mich nicht interessiert ist das heutige Selfie-Gesicht. Ich meine, es ist gut gemacht, aber alle haben diese Blow Job Lippen - sie sehen alle aus wie Pornostar-Gesichter! (Lacht)

Andreas: Alle jungen Mädchen tun das jetzt. Wirklich jung. Ich verstehe das nicht.

Val: Ich mochte immer die Vorstellung ein Individuum zu sein und das zu feiern. Bei Westwood dürfen wir damit spielen!

Andreas: Es geht immer um sehr starkes, sehr extremes Makeup. Wir haben Spaß!

Val: Ich denke man muss einfach soetwas mit Westwood machen. Hübsche, rote Lippen funktionieren hier nicht. Wir haben einige großartige Momente. Für eine Show haben wir wunderschönes Makeup für die Models gemacht und sie dann mit Dreck beworfen. Ich wollte es so aussehen lassen, als würden sie an einer Bushaltestelle stehen und vom Bus im Vorbeifahren nass gespritzt werden. So oder so, es sah noch immer wunderschön aus.

Andreas: Ich weiss es gibt Menschen, die extrem organisiert sind und alles in einer klinischen Art und Weise machen. Aber dann verliert man eine Art der Freiheit, der Spontanität. Wenn man zu sehr plant und zu sortiert ist, können einem Dinge entgehen, die man niemals entdeckt. Egal, für diese Saison haben wir über Venedig nachgedacht, aber Vivienne kann euch mehr dazu erzählen.

"Ich bringe immer Politisches in die Kollektion, die Ideen kommen aus diesem Bereich…Der Klimawandel wird Venedig überschwemmen, bevor es jemand reparieren kann, wenn es so weitergeht." - Vivienne Westwood

Vivienne: Also ich bringe immer Politisches in the Kollektion, die Ideen kommen aus diesem Bereich. Um genau zu sein, hat Andreas alles für diese Kollektion getan. Er mag sie noch nicht so sehr, aber ich denke sie ist wirklich großartig.

Andreas: Du kannst das so einfach sagen!

Vivienne: Vivienne: Sie ist wirklich, wirklich großartig, aber er denkt es ist armselig jemandem zu sagen, dass er ein Genie ist! Also der Ausgangspunkt war, das wir versuchen Venedig zu retten. Ich denke wir müssen versuchen die Welt zu retten und für Venedig ist der Klimawandel ein großes Problem. Er wird die Stadt überschwemmen, bevor sie sie reparieren können, wenn es so weitergeht. Ich habe auch viel über das Venedig des 12. Jahrhunderts geschrieben. Jedes Jahr veranstalteten sie diesen Karneval auf dem Markusplatz. Jeder war verkleidet, so konnten sie die Rollen tauschen. Die Reichen konnten Arme spielen und Sex mit Armen haben, Hässliche konnten hübsch werden und umgekehrt. Es bezieht sich auf ein primitives Zeitalter, wenn man sich exzessiv verhält und schandhafte Dinge tut. Ich habe auch an die Idee der "veränderten Zustände", wenn Menschen sich verkleiden, denn das ist eine griechische Idee. So wie Dionysos, der sich betrank..er war bisexuell und sehr hübsch mit langem, lockigem Haar. Es kommt also alles von den Griechen und früher, diese Idee der Karneval-Unterwelt. Die Show wird ein bisschen surreal. Es wird sehr seltsam.

"Alles geht auf den Punk zurück. Vivienne war die damals die einzige Frau, die etwas Spannendes machte." - Val Garland

Andreas: Wann haben wir begonnen zusammenzuarbeiten? Es muss vor 605 Jahren gewesen sein!

Val: Gefühlsmäßig war es 2006, also nicht so lange. Vor circa einer Dekade.

Andreas: Was dann ein Jahrhundert in der Modebranche wäre! (lacht)

Val: Sam [McKnight] war seit dem Anfang dabei. Das Lustige an Westwood ist - und ich erzähle diese Geschichte immer - dass, als ich in Perth lebte, Australien von ihr besessen war. Es gab einen Shop namens Elle und die Inhaberin Wendy rief mich an und sagte: "Wie viel möchtest du ausgeben, Val?". Ich war damals verrückt und sagte: "4.000$!" und sie schickte mir eine Box mit den Klamotten in diesem Warenwert, ich wiederm schickte ihr einen Scheck mit der Post. Wenn die Box ankam, suchte ich mir aus, was ich wollte und gab den Rest meinen Freunden, weil es das Label einfach nirgendwo gab. Ich mochte die T-Shirts und die Witches Kollektion mit den ganzen kleinen Penis-Buttons darauf. Es ist alles auf den Punk zurückzuführen. Vivienne war die einzige Frau, die damals etwas Interessantes machte. Wenn ich nicht für Westwood, würde ich Sachen für mich selbst machen.

Andreas: Großartig.